Tag und Nacht für Sie da
Nachts um 3 Uhr klingelt unser Telefon. Die Stimme von Frau K. klingt ganz verstört, als sie sagt: „Mein Mann ist verstorben, doch der Arzt kommt erst morgen früh. Was soll ich jetzt tun?“ Ich antworte: „Ich bin in 30 Minuten bei Ihnen.“
Frau K. öffnet die Haustür, noch bevor ich klingle. Sie hat viele Fragen, die ich ihr beantworte. Gemeinsam schalten wir die Heizung im Sterbezimmer aus, breiten eine dünne Decke über den Verstorbenen, danach zünden wir Kerzen an und beten gemeinsam.
Nach etwa anderthalb Stunden ist Frau K. etwas zur Ruhe gekommen. Wir besprechen einen Termin für den nächsten Tag und dann verabschiede ich mich.
Am nächsten Morgen werde ich herzlich begrüßt. Wir setzen uns und ich erkläre Frau K., was nun auf den Weg gebracht werden muss. Wir besprechen den Ablauf der Bestattung, gestalten die Traueranzeige und wählen den Blumenschmuck.
Immer wieder ist da auch Raum für Gefühle. Frau K. erzählt von der Erkrankung ihres Mannes, von der Hoffnung auf Genesung, die sie bis Stunden vor seinem Tod nicht loslassen konnte. Sie erzählt mir auch von ihrem Schmerz des Verlustes. In diesem Aufruhr der Gefühle muss sie nun Entscheidungen treffen, Dinge regeln, andere Angehörige informieren (manchmal auch trösten) und noch vieles mehr.
Frau K. möchte ihren Mann noch einmal selbst anziehen. Mit diesem Dienst möchte sie noch einmal eine ganz besondere Nähe spüren, ihrem Schmerz Raum geben. Selbstverständlich ist das möglich.
Dies ist ein kleiner Ausschnitt aus einer Alltagsgeschichte, wie sie bei uns vielfach geschieht. Für den Einzelnen ist sie dramatisch und sehr persönlich – und für uns niemals Routine. Denn jeder Mensch trauert anders, und es ist unsere Aufgabe als Bestatter zu erfassen, wie die Wünsche sind, die sie selbst oft nicht richtig zum Ausdruck bringen können. Sie sind wichtig für den Abschied und auch den Trauerprozess.